Nachkriegszeit

Nach dem Krieg lag Deutschland in Trümmern, doch es machte sich auch sofort eine Aufbruchstimmung für einen Neubeginn und den Wiederaufbau des zerstörten Landes breit. Gleiches galt auch für die beiden Mutterbünde, deren überlebende Mitglieder sich nach und nach wieder zusammenfanden. Am 9. Mai 1953 gründete die Borussia im Club-Casino am Fehrbelliner Platz eine neue Aktivitas (= studentische Mitglieder) und trat nach zunächst kontroverser Diskussion der Mensurfrage (= studentisches Fechten) anschließend dem CC (Coburger Convent) als Dachverband bei. Auch die Alemannen hatten sich nach dem Krieg wieder zusammengefunden und strebten eine Fusion mit einer anderen Berliner Turnerschaft an. So kam es in der Folge auch zu ausführlichen Fusionsverhandlungen mit der Borussia, an deren Ende am 22.11.1953 in Minden die Unterzeichnung des Fusionsvertrages, der „Mindener Vereinbarung“ stand. Man wählte die Farben schwarz-weiß-hellgrün-rot und eine schwarze Mütze.

Nollendorfstraße und Hauskauf

Die ersten Semester waren geprägt von einer Rückbesinnung auf die überlieferten Traditionen. Da noch zu wenige neue studentische Mitglieder eingetreten waren, übernahmen zunächst einige Alte Herren (= Mitglieder nach beendeter Studienzeit) die Ämter. 1955 beschloss der Convent die Anmietung einer Etagenwohnung in der Nollendorfstraße 28, wo wir dann unsere Vereinsräume hatten. Im Sommer 1955 wurden 40 Alte Herren der ehemaligen Turnerschaft Markomannia bei uns aufgenommen. In den folgenden Semestern entsandten einige befreundete Verbindungen aus dem Bundesgebiet einige sogenannte Unterstützungsburschen, studentische Mitglieder der dortigen Verbindungen, die ihr Studium in Berlin fortsetzten und auch in unsere Verbindung eintraten. Diese forcierten u.a. den Plan, ein eigenes Haus zu erwerben. Dies wurde schließlich in der Lichterfelder Herwarthstraße gefunden und konnte im April 1958 von der Aktivitas bezogen werden.

Der Bau der Berliner Mauer

Der 13. August 1961 mit dem Mauerbau und der damit verbundenen Teilung Berlins hatte auch Folgen für unseren Bund. Etliche studentische Mitglieder wohnten vorher in Ost-Berlin oder in den zur DDR gehörenden Randgebieten Berlins. Viele von ihnen hatten nach einer Veranstaltung die Nacht vom 12. auf den 13. August auf dem Alemanno-Borussen-Haus verbracht und wurden davon überrascht, am nächsten Morgen nicht mehr nach Hause zurückkehren zu können.

Die „68er“

Proteste der Studenten gegen die alte Ordinarienuniversität aber auch gegen die amerikanische Vietnampolitik führten nach dem tragischen Tod Benno Ohnesorges zu Eskalationen unbekannten Ausmaßes. Die publizistische Verzerrung der Vorfälle vor allem durch die Springer-Presse rief einen ungeahnten Solidaritätseffekt hervor. Obwohl die Bewegung politisch scheiterte, war sie doch ein Katalysator für eine umfassende Liberalisierung aller gesellschaftlichen Bereiche. Gleichzeitig führte sie aber auch zu einer Identitätskrise bei den Korporationen. Auch in unserem Bund standen daher in der Folge Reformen auf der Tagesordnung. Dabei gelang es aber, durch Abschaffung der Pflichtmensur und deren künftige Freistellung für alle Mitglieder, sowie einem umfassenden Programm zur geistigen, körperlichen und gesellschaftlichen Konditionierung, ein tragfähiges Konzept für die folgenden Jahre zu entwickeln. Der CC-Austritt und die Gründung des MK gingen damit einher.